Ortschronik

Niersbach

Schon zur Zeit Christi war das Gebiet, auf dem sich heute Niersbach und seine Gemarkung erstreckt, von Menschen besiedelt. Zeugnisse davon geben uns die Funde, die man im Distrikt „Tempelpütz“ und auf dem Hüttenberg gemacht hat. Schon der Name „Tempelpütz“ weist uns den Weg in die Vergangenheit. Auf dieser Gemarkung stand in der ersten Jahrhunderten nach Christus ein Tempel, der dem römischen Gott Jutarabus geweiht war.

Im Jahr 1619 oder 1669 stieß man beim Pflügen auf einen in lateinischer Sprache beschrifteten Stein, dessen Inschrift besagt, dass ein gewisser Quintus Solimarius (ein Römer) den Tempel mit all seinem Schmuck dem Gott Jutarabus geweiht hat. Dieser Inschriftenstein wurde mit weiteren Steinen eines heidischen Opferaltars in das Portal der alten Arenrather Pfarrkirche eingemauert. Im Jahr 1824 wurde das Portal verändert und die Steine wurden dem Museum in Trier übergeben, das den Jutarabusaltar wieder aufbaute.Bereits im Jahr 1750 war der römische Tempel auf dem Tempelpütz verfallen und mit Erde bedeckt.

(Karte Niersbach 1828)

Vor 90 Jahren, so berichtete eine Augenzeugin, waren Mauerreste, Gewölbe und Kammern, die mit morschen Knochen angefüllt waren, zu erkennen. Die Knochen wurden als Dünger benutzt. In Späteren Jahren verfielen die Ruinen immer mehr und verschwanden.

Bei der Anlage des Sportplatzes auf dem Hüttenberg im Jahr 1950 und später 1957 bei dessen Erweiterung stieß man auf Urnen- und Brandschuttgräber, die ebenfalls beweisen, dass unser Raum in de ersten Jahrhunderten nach Christus besiedelt war. Aus diesen Funden geht hervor, dass zu dieser Zeit in unserer Gegend getöpfert wurde. Die älteste römische Töpferware stammt aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Seine Blütezeit hatte das Töpferhandwerk im 3. und 4. Jahrhundert. Als um 250 nach Christus die Allemannen und später die Franken in unsere Heimat einfielen, ging dieses Handwerk unter.

Die Gründung des Dorfes Niersbach als geschlossene Siedlung fällt ins 8. oder 9. Jahrhundert. Zu dieser Zeit nannte man das Dorf „niederst bach“, 1473 Nyderspach, 1505 Nerspach, 1528 Nerßbach und 1669, also zwei Jahrzehnte nach dem 30jährigen Krieg, Nierschbach. Dieser zuletzt nachweisbare Name kommt dem heutigen „Niersbach“ sprachlich sehr nahe.

Im Mittelalter gehörte Niersbach wie auch Arenrath zur Pfarrei Heidweiler im Landkapital Piesport. In den bischöflichen Visitationsberichten dieser Zeit wird Niersbach nicht erwähnt. Obwohl Niersbach stets eine größere Bevölkerung hatte als Arenrath, wurde Arenrath später Pfarrort. Das lag daran, dass in Arenrath bereits im 14. Jahrhundert eine kleine Kapelle stand und damit ein geeignetes Gotteshaus vorhanden war, während die Filialkirche Niersbach erst im Jahr 1808 erbaut wurde. Ihr Altar stammt aus dem Kloster Himmerod, wo er früher als Seitenaltar diente.

Vor 1779, also vor der Besetzung unseres Landes durch die Franzosen, gehörte Niersbach politisch zur Grafschaft Bruch im Herzogtum Luxemburg. Nach der Besetzung richteten die Franzosen Bürgermeistereien ein. Niersbach wurde der Bürgermeisterei in Heidweiler unterstellt. Das Töpferhandwerk, das, wie anderer Stelle erwähnt, schon zur Römerzeit in dieser Gegend betrieben wurde, erlebte von 1700 an einen neuen Aufschwung. Aus dem Töpfergebiet des Westerwaldes, dem „Kannenbäckerland“, wanderten die Familien Pitsch, Knödgen, Remmy, Krumeich und Wingenter nach Niersbach und Bruch ein. Da sie eine hoch entwickelte Technik und neue Fertigungs- und Herstellungsmethoden mitbrachten, konnten sie bald große Absatzgebiete an der Mosel, im Saargebiet, in Luxemburg und Belgien erschließen.

Impressionen des Töpferhandwerks

1875 wurde in Niersbach in 23 Häusern getöpfert. Die Töpfer waren damals wohlhabende Leute, da sie neben diesem Geschäft auch Landwirtschaft betrieben. Im Zuge der Industrialisierung kamen billige Blech- und Emaillegefäße auf den Markt. Diese Entwickelt entzogen dem Töpferhandwerk den Boden. Als schließlich Molkereien entstanden, wurden die meisten Milchtöpfe und dass Butterfass überflüssig. Um 1900 wurde bei uns noch in 16 Häusern gewirkt. Nach dem 1. Weltkrieg arbeiteten noch 7 Töpfer.

Nach dem 2 Weltkrieg waren es nur noch 3, die sich an die Drehscheibe setzten.

Greverath

Über den „Buchweg“ erreichen seit altersher die Bewohner von Greverath die Geschäfte in Niersbach. Heute, da fast jeder über einen fahrbaren Untersatz verfügt, sieht man immer seltener einen Greverather. Bürger auf dem viertelstündigen Weg, der kürzesten Entfehrnung zwischen den beiden Orten. Die Bewohner von Greverath können auf eine lange Geschichte ihres Ortes zurückblicken. Alle Ortsnamen mit der Endung „rath“ deuten darauf hin, dass bei der Besiedlung gerodet wurde.

Der erste Teil des Namens „Greve“ könnte Graf heißen. Die Sprache der Moselfranken kannte nämlich um 1000 nach Christus für „Graf“ das Wort „greve“. So ist Greverath möglicherweise die rodung eines Grafen oder eines Mannes namens Greve.  1232 hieß der Ort dann Grevinroth, 1253 Grevenrode, 1428 Grevenrait und 1569 Greverait.

Der Spaziergänger, der durch die Umgebung von Greverath wandert, entdeckt mehrere Flurkreuze, die, jedes für sich, die Geschichte ihrer Entstehen erzählen können. Da man den wahren Ursprung für die Einrichtung oft gar nicht oder nur ungenau kennt, hat sich um jedes dieser Kreuze eine Sage gebildet. Eine der schönsten sei hier wiedergegeben:

Das Franzosenkreuz

Wie viele Dörfer der Eifel, so besitzt auch Greverath ein Kreuz, das in Kriegszeiten entstanden ist und von dessen Entstehung die Sage zu berichten weiß:

Es war Sonntag. Die meisten Leute waren nach Heidweiler in die hl. Messe gegangen. Nur die Frauen und Mädchen waren zurückgeblieben, um das Mittagessen herzurichten. Bei ihren Arbeiten wurde plötzlich eine alte Frau durch ein energisches Klopfen an der Haustür aufgeschreckt. Klopfenden Herzens ging die Frau zur Haustür und fragte: „Wän as doa?“ Keine Antwort.

Zögernd schob die Frau den Türriegel zurück und musste voll Entsetzen feststellen: ein Franzose.

Obwohl die erschrockene Alte dem Fremden gute Worte gab, ihn bat und anflehte, ihr und dem Haus nichts anzutun, ließ sich der raue Kriegsmann durch solche Worte nicht erweichen. Alles Zureden war zwecklos, umso energischer drang er in die Kammern ein, durchstöberte und plünderte, was ihm in die Hände fiel.

Die alte Frau bekam es mit der Angst zu tun, denn gewiss würde er auch sie nicht verschonen. Sie nahm sich in der Not vor, eine Kreuz errichten zu lassen, falls der Soldat sie am Leben lassen und von dannen ziehen würde. Der Franzose kam „vom Hous“ und wollte die jammernde Frau niederstechen. Aber im gleichen Augenblick riss sich das Pferd des Soldaten, das er an den Fensterstäben angebunden hatte, los und sprang davon.

Mit einigen Sätzen war der Soldat aus dem Haus und lief schreiend hinter seinem Pferd her. Die alte Frau war gerettet. Zum Dank ließ sie ein Kreuz errichten, das seither den Namen Franzosenkreuz trägt.

Die Inschrift lautet: „Dieses Kreuz hat lassen aufrichten Machtalene Heintz von Krewerath 1815“